Überblick über die Studienlandschaft und erste Untersuchungsergebnisse
Das Projekt Studying Archaeology in Europe (SAE) hat sich als Ziel gesetzt, in zahlreichen Ländern Europas international vergleichbare Daten zu archäologischen Studien und der sozialen Situation von Archäologiestudierenden zu sammeln und auszuwerten.
Betrachtet werden dabei sowohl archäologische Ausbildungen in sekundären Schulstufen, soweit diese vorhanden sind, als auch – und zwar hauptsächlich – archäologische Hochschulstudien. Die Untersuchung beruht dabei in erster Linie auf der Initiative von Archäologiestudierenden selbst, die auch einen Großteil der Projektpartner ausmachen; so z.B. für den deutschen Sprachraum der Dachverband archäologischer Studierendenvertretungen e.V. Das Projektmanagement wurde von Landward Research Ltd. übernommen (Projektmanager: Dr. Kenneth Aitchison), das IÖAF ist (dank einer großzügigen Spende eines anonymen Förderers) einer der Hauptsponsoren dieses internationalen Forschungsprojektes und führt auch die Untersuchungen zu Archäologiestudien in Österreich durch (Projektverantwortlicher: Prof. Raimund Karl). Die erste Projektphase, die Sammlung „offizieller“ Informationen zu Archäologiestudien und „offizieller“ Studierendenzahlen ist nunmehr abgeschlossen, und erste Ergebnisse können vorgestellt werden.
Auf den folgenden Seiten soll daher ein Überblick über Archäologie- sowie andere Studien mit einem gewissen Anteil an archäologischem Lehrangebot geboten werden, sowie die „offiziellen“ Zahlen zu Studierenden vorgelegt werden.
Das Archäologiestudium in Österreich
Archäologie kann in Österreich derzeit nur auf universitärer Ebene, d.h. im tertiären Bildungssektor, erlernt werden. Archäologie wird zwar bis zu einem gewissen Grad im Geschichteunterricht in der Schule erwähnt, kann aber im Bereich der sekundären Schulbildung nicht als selbstständiger Gegenstand gewählt werden. Damit liegt Österreich derzeit im europäischen Mainstream.
Archäologiestudien und andere Studien mit archäologischen Inhalten
Im Folgenden wird zwischen Archäologiestudien im engeren Sinn sowie anderen Studien mit archäologischen Inhalten (Archäologiestudien im weiteren Sinn) unterschieden. Diese Unterscheidung impliziert keine Wertung: im Sinn des SAE-Projekts wird jede Studienrichtung, die archäologische Lehrinhalte anbietet, als für unsere Untersuchungen relevant erachtet. Im österreichischen Kontext, insbesondere im rechtlichen Kontext des Denkmalschutzrechtes, ist diese Unterscheidung dennoch (wenigstens bis zu einem gewissen Grad) notwendig; denn jene Studienrichtungen, die hier als Archäologiestudien im engeren Sinn betrachtet werden, verleihen ihren AbsolventInnen bei der derzeitigen Rechtslage mit Sicherheit das Recht, archäologische Feldforschungsgenehmigungen gemäß § 11 Abs. 1 Denkmalschutzgesetz (DMSG) zu beantragen und damit selbstständig archäologische Feldforschungen in Österreich zu leiten, während andere Studien mit archäologischen Inhalten ihren AbsolventInnen dieses Recht nicht mit Sicherheit, sondern nur womöglich, verschaffen.
Archäologiestudien im engeren Sinn
Als Archäologiestudien im engeren Sinn gelten im Sinne des § 11 Abs. 1 DMSG derzeit die in Österreich angebotenen Studienrichtungen Ur- und Frühgeschichte, provinzialrömische Archäologie, klassische Archäologie, sowie Mittelalter- und Neuzeitarchäologie, sowie jede beliebige Kombination dieser Studienfächer. Derzeit bieten vier österreichische Universitäten manche oder alle dieser Studienrichtungen an:
Universität Graz (Klassische und Provinzialrömische Archäologie)
Universität Innsbruck (Ur- und Frühgeschichte, Klassische Archäologie, Provinzialrömische Archäologie, Mittelalter- und Neuzeitarchäologie, Vorderasiatische Archäologie)
Universität Salzburg (Klassische und Vorderasiatische Archäologie)
Universität Wien (Ur- und Frühgeschichte, Klassische Archäologie)
Detaillierte Zahlen zu Studierenden und Lehrpersonal an diesen Universitäten in diesen Fächern werden im Anhang 1 wiedergegeben.
Andere Studienrichtungen mit archäologischen Inhalten
Neben diesen Archäologiestudien im engeren Sinn gibt es an zwei österreichischen Universitäten auch andere Studienrichtungen, in denen zwar auch gewisse archäologische Inhalte vermittelt werden, die aber auch andere, nicht-archäologische Inhalte vermitteln und in den meisten Fällen Archäologie nur als Nebenaspekt des betreffenden Studiums betrachten; d.h. das Studienziel in diesen Fächern nicht unbedingt die Ausbildung von ArchäologInnen ist (auch wenn AbsolventInnen sich eventuell bereits im Studium auf archäologische Arbeiten spezialisieren können). Nachdem diese Studienrichtungen auch nicht-archäologische Spezialisierungen erlauben (und normalerweise die überwiegende Mehrheit ihrer AbsolventInnen nicht auf Archäologie spezialisiert ist) und in manchen Fällen die archäologische Spezialisierung auch ganz eindeutig auf andere geographische Räume als Österreich abstellt, folgt aus dem erfolgreichen Abschluss dieser Studien nicht zwingend das Recht, archäologische Feldforschungsgenehmigungen gem. § 11 Abs. 1 DMSG zu beantragen.
Solche Archäologiestudien im weiteren Sinn werden derzeit nur in Wien angeboten, dafür allerdings an zwei Universitäten:
Die Universität Wien bietet in variablem Ausmaß archäologische Inhalte in den Fächern Ägyptologie (ägyptische Archäologie), Alte Geschichte und Altertumskunde (etruskische Archäologie), Byzantinistik und Neogräzistik (byzantinische Archäologie), Keltologie (keltische Archäologie) und Orientalistik (altorientalische Archäologie) an.
Die Technische Universität Wien bietet Spezialisierungsmöglichkeiten im Bereich der Industriearchäologie und Denkmalpflege im Architekturstudium an.
Zahlen zu Studierenden und – soweit eruierbar – zum Lehrpersonal an diesen Universitäten in diesen Fächern werden im Anhang 1 wiedergegeben.
Das Studienjahr
Das Studienjahr beginnt in Österreich in der Regel in der letzten September- oder ersten Oktoberwoche. Es besteht regelhaft aus zwei Semestern.
- Semester 1 (das Wintersemester) beginnt in der letzten September- oder (häufiger) in der ersten Oktoberwoche und dauert bis etwa Ende Januar (das entspricht normalerweise ca. 14 Wochen Unterrichtszeit, mit einem ersten Prüfungstermin häufig in der letzten Unterrichtsstunde eines Semesters sofern der Kurs nicht durch fortlaufende Prüfungsleistung oder Prüfungsaufsätze beurteilt wird).
- Semester 2 (das Sommersemester) beginnt in der ersten Märzwoche und dauert bis zur letzten Juniwoche (entspricht ebenfalls ca. 14 Wochen Unterricht, oft mit Prüfung in der letzten Semesterwoche).
In jedem Studienjahr gibt es vier hauptsächliche Unterbrechungen des Lehrbetriebs, sogenannte vorlesungsfreie Zeiten:
- ca. 2-3 Wochen Weihnachtsferien, beginnend gewöhnlich unmittelbar vor dem 24. Dezember bis zum ersten Werktag nach dem 6. Jänner,
- ca. 1 Monat Semesterferien, beginnend gewöhnlich um den oder am 1. Februar bis zum ersten Werktag nach dem 28./29. Februar,
- 2 Wochen Osterferien, beginnend am Samstag des Wochenendes vor dem Osterwochende bis zum ersten Werktag nach dem Wochenende nach dem Osterwochenende, und
- ca. 3 Monate Sommerferien, beginnend gewöhnlich um den oder am 1. Juli bis zum ersten Werktag nach dem letzten September- oder ersten Oktoberwochenende.
Anzumerken ist hierbei, dass insbesondere die Semester- und Sommer-, und in geringerem Ausmaß die Weihnachts- und Osterferien, eigentlich keine Ferien sind sondern als ‘vorlesungsfreie Zeit’ gelten. Es wird also von Studierenden – wenigstens bis zu einem gewissen Grad – erwartet, dass sie während dieser Ferien selbstständig ihren Studien nachgehen, z.B. durch Lesen von Fachliteratur in der Bibliothek, Vorbereitung auf Kurse des nächsten Studienjahres, Lernen für Prüfungen während der vorlesungsfreien Zeit oder im nächsten Semester, oder eigenständig durchgeführte Forschung, etc.
Unterricht in praktischer Feldforschung (gewöhnlich in Form von akkreditierten Lehrgrabungen, die von den Archäologie unterrichtenden Instituten angeboten werden) erfolgt gewöhnlich während der Sommerferien (Juli-September), obwohl es gelegentlich zu teilweisen oder vollständigen Überschneidungen mit normalen Semesterzeiten kommen kann. Selten aber doch finden auch Intensivkurse (sogenannte „Blockveranstaltungen“) in Ferienzeiten statt, oft Kurse die von Gastprofessoren oder externen Lektoren (oder Privatdozenten) angeboten werden. Diese Intensivkurse bestehen gewöhnlich aus bis zu 40 Stunden Unterreicht innerhalb einer einzelnen oder zwei aufeinander folgenden Wochen. Zusätzlich werden auch manchmal längere (1-2, manchmal sogar 3 Wochen dauerne) Auslandsexkursionen, die Teil vieler Archäologiestudien in Österreich sind, teilweise oder ganz in den Ferien durchgeführt.
Zusätzlich gibt es sowohl während des Semesters als auch während der vorlesungsfreien Zeiten zahlreiche landes- oder bundesweite gesetzliche Feiertage. Fallen solche Feiertage auf einen Dienstag oder Donnerstag, wird gewöhnlich auch der einem Dienstag vorhergehende Montag oder der einem Donnerstag folgende Freitag als sogenannter „Fenstertag“ frei gegeben, um ein “langes Wochenende” zu schaffen.
Aufbau von Studien
Für neue Studienanfänger stehen in Österreich nunmehr nur noch Studien nach der 3-teiligen Bologna-Studienarchitektur zur Verfügung (obwohl sich zahlreiche Studierende derzeit noch im alten Humboldt-System mit einem vier Jahre dauernden ersten Studium mit Abschluss als Magister der Philosophie, gefolgt von einem zweijährigen Studium mit Abschluss als Doktor der Philosophie befinden).
Bachelorstudium (BA, BSc, etc.)
Das Erststudium für neue Studienanfänger ist nun das 3 Regelstudienjahre dauernde Bachelorstudium, das mit einem Abschluss als Bachelor of Arts (BA) endet, obwohl es in der Praxis normalerweise länger als 3 Jahre dauert (im Durchschnitt ca. 4-4,5 Jahre) um das BA-Studium erfolgreich abzuschließen.
Praktisch alle archäologischen BA-Studien erfordern als Voraussetzung neben der Matura einen Lateinnachweis (der allerdings im Lauf des BA-Studiums durch externe Kandidatur für eine Latein-Matura erworben werden kann), manche auch einen Altgriechischnachweis. Manche (nicht rein archäologische) BA-Programme beinhalten als Teil des Studiums auch das Erlernen anderer Sprachen (z.B. Koptisch, Altirisch).
Nicht erforderlich ist es hingegen, dass Studierende während ihrer Schulzeit bestimmte Fächer (wie z.B. Geschichte oder Geographie) belegt oder einen bestimmten Mindestnotendurchschnitt (numerus clausus) im Schulabschlusszeugnis erreicht haben. Allerdings ist das erste Semester eines jeden BA-Studiums nun die sogenannte STEOP (Studieneingangs- und Orientierungsphase), bestehend aus einer gewissen Anzahl verpflichtend zu absolvierender Module (im Ausmaß von 9-30 ECTS, abhängig von der Studienrichtung bzw. Universität), die erfolgreich abgeschlossen werden muss, ehe KandidatInnen ihr gewähltes Studium fortsetzen dürfen.
Masterstudium (MA, MSc, etc.)
Das zweite, auf dem ersten Abschluss aufbauende Aufbaustudium ist das zwei Regelstudienjahre dauernde Masterstudium, das mit einem Abschluss als Master of Arts (MA) endet. Nachdem dieses Studium erst von sehr wenigen Studierenden begonnen wurde ist die tatsächliche durchschnittliche Studiendauern noch nicht abzuschätzen, es sollte jedoch davon ausgegangen werden, dass es im Durchschnitt länger als die Regelstudiendauer benötigen wird, um das Masterstudium erfolgreich zu beenden.
Praktisch alle archäologischen Masterstudien erfordern als Voraussetzung zur Studienzulassung ein abgeschlossenes Bachelorstudium in Archäologie oder einem eng verwandten Studienfach, in manchen Fällen sogar eines Bachelorstudiums mit gleichem Namen wie das angestrebte Masterstudium (d.h. z.B. um einem Masterstudium in Ur- und Frühgeschichte zugelassen zu werden, muss man ein abgeschlossenes Bachelorstudium in Ur- und Frühgeschichte vorweisen können). Alternativ oder zusätzlich schreiben manche Masterstudienordnungen auch die Absolvierung bestimmter BA-Module oder den Nachweis praktischer Erfahrung (z.B. wenigstens 8 Wochen Lehrgrabungsteilnahme) als Zulassungsvoraussetzung vor. Haben Studierende ihren BA an einer anderen Universität oder in einem anderen Fach als für ihr Masterstudium gewählt absolviert, kann die Universität ihnen auch bis zu 30 ECTS in zusätzlichen BA-Modulen vorschreiben, die neben dem Masterstudium absolviert werden müssen. Gegen die Entscheidung, ob und welche solche zusätzlichen Module absolviert werden müssen ist in der Regel kein Einspruch möglich.
Derzeit ist noch kein bestimmter Mindestnotendurchschnitt in einem zulässigen Bachelorstudium Zulassungsvoraussetzung für Masterstudien, es gibt allerdings eine fortlaufende Debatte, ob ein solcher nicht als Zulassungsvoraussetzung eingeführt werden soll.
Doktoratsstudium (PhD)
Das dritte, höchste Studium ist das drei Regelstudienjahre dauernde Doktoratsstudium, dass mit einem Abschluss als Philosophiae Doctor (PhD) endet. Auch für diesen Typ von Studium liegen noch keine Daten zu tatsächlichen Durchschnittsstudiendauern vor, es ist jedoch auf Basis von Erfahrungen mit dem alten Doktoratsstudien davon auszugehen, dass PhD-Studien durchschnittlich deutlich länger als die vorgesehenen drei Jahre dauern werden.
Ähnlich wie für Masterstudien ist die Zulassungsvoraussetzung zum Doktoratsstudium der erfolgreiche Abschluss eines Masterstudiums in Archäologie oder einem eng verwandten Fach, neuerlich wenigstens in manchen Fällen sogar gleichen Namens wie das angestrebte Doktoratsstudium. Alternativ, insbesondere falls Studierende einen MA an einer anderen Universität oder in einem anderen Fach als Archäologie absolviert haben, kann ihnen die Universität die Absolvierung zusätzlicher BA- oder MA-Module im Ausmaß von bis zu 60 ECTS vorschreiben. Gegen diese Entscheidung ist in der Regel kein Einspruch möglich.
Derzeit ist noch kein bestimmter Mindestnotendurchschnitt in einem zulässigen Masterstudium Zulassungsvoraussetzung für Doktoratsstudien, es gibt allerdings eine fortlaufende Debatte, ob ein solcher nicht als Zulassungsvoraussetzung eingeführt werden soll. Manche Universitäten machen jedoch die Fortsetzung des Doktoratsstudiums nach einer anfänglichen, bis zu einem Jahr dauernden, Eingangsphase von der erfolgreichen Absolvierung gewisser Lehrveranstaltungen oder einer erfolgreichen Präsentation des Dissertationsprojekts abhängig.
Habilitation (PD)
Obgleich kein Studium im engeren Sinn, und auch nicht Teil der dreiteiligen Bologona-Studienarchitektur, ist es in Österreich weiterhin möglich, eine vierte, höchte akademische Qualifikation zu erlangen, die Habilitation (am besten vorstellbar als ein zweites, höheres Doktorat), die eine Verleihung des (akademischen) Titels Privatdozent (PD) nach sich zieht. Die Habilitation wird weiterhin within als Voraussetzung für das Erlangen einer vollen Professur an österreichischen Universitäten betrachtet (obwohl sie streng rechtlich gesehen keine unabdingbare Voraussetzung dafür ist).
Anträge für Habilitation müssen stets unter Beilage einer wissenschaftlichen Forschungsarbeit erfolgen (üblicherweise deutlich mehr als 100.000 Worte Text), die einen bedeutenden Beitrag zum beantragten wissenschaftlichen Fach darstellt und die entweder bereits publiziert sein muss oder für die AntragstellerInnen wenigstens einen unterzeichneten Publikationsvertrag mit einem Verlag vorweisen können. AntragsstellerInnen müssen des weiteren ein abgeschlossenes Doktoratsstudium im Habilitationsfach oder einem verwandten wissenschaftlichen Fach vorweisen können, und müssen wenigstens ein Mindestmaß an universitärer Lehrerfahrung im beantragten Fach nachweisen können (die Lehrerfahrung kann allerdings auch erst im Rahmen des Habilitationsverfahrens erworben werden) und darüberhinaus die Befähigung zur Förderung des beantragten Faches nachweisen.
Wird der Antrag positiv entschieden, erhalten AntragstellerInnen das (individuelle,) verfassungsgesetzlich vorgesehene Recht auf akademische Lehrfreiheit (im beantragten wissenschaftlichen Fach) an der Universität, an der der Antrag gestellt wurde, d.h. das Recht an der betreffenden Universität frai Lehrveranstaltungen abzuhalten und Studienabschlussarbeiten aller Ebenen zu betreuen (selbst gegen die ausdrücklichen Wünsche der Vertreter des betreffenden Faches an dieser Universität). Sollten PrivatdozentInnen dieses Recht auch tatsächlich wahrnehmen woollen, obliegt es der Entscheidung der Universität, ob sie die betreffende Person für diese Lehre bezahlen oder aber nur (nach Maßgabe der Möglichkeiten) die dafür notwendige Infrastruktur zur Verfügung stellen will. Als Folge dieses Rechts sind manche Lehrende an österreichischen Universitäten, die Lehrveranstaltungen anbieten und Studienabschlussarbeiten betreuen können (und das auch regelmäßig tun), nicht Angestellte der betreffenden Universität, sondern vollständig unabhängige Wissenschafter mit Universitätsprofessoren entsprechender Qualifikation.
Studieninhalte
In Österreich wird davon ausgegangen, dass Studienanfänger keine einschlägigen archäologischen Vorkenntnisse erworben haben, ehe sie ein einschlägiges Erststudium beginnen. Höhere Studienebenen setzen gewöhnlich die Absolvierung eines einschlägigen Studiums auf der jeweils untergeordneten Ebene voraus, obwohl Ausnahmen von dieser Regel möglich sind.
Bachelorstudien
Alle Bachelorstudien beginnen derzeit mir einer Studieneingangs- und Orientierungsphase (STEOP). In den meisten Bachelorstudien besteht diese aus einführenden Lehrveranstaltungen zu Themen aus dem Studienfach sowie ebenso einführenden Modulen zu archäologischen Methoden. Nach dieser Einstiegsphase absolvieren Studierende normalerweise spezialisiertere Kurse in archäologischen Methoden, Artefaktanalyse, archäologischer Theorie, der Archäologie bestimmter Zeitabschnitte oder geographischer Räume, und/oder thematische Kurse (z.B. Kriegsführung, Handel und Gütertausch, etc.). Um das Studium erfolgreich abzuschliessen, müssen Studierende (gewöhnlich gegen Ende des Studiums) auch wenigstens eine, manchmal auch zwei, Bachelordissertationen verfassen. Bei diesen handelt es sich um eigenständige Forschungsarbeiten der Studierenden.
Die meisten Bachelorstudien bestehen aus einer gewissen Anzahl verpflichtend zu absolvierender Module – oft ein bedeutender Anteil, bis zu etwa drei Viertel der insgesamt von Studierenden belegten Kurse – sowie einer Reihe von Wahlfächern, d.h. von Studierenden aus dem weiteren Studienangebot mehr oder minder frei gewählten Kursen. Pflichtfächer können entweder tatsächlich nur ein bestimmter Kurs sein, oder Studierenden die Wahl zwischen mehreren bestimmten Kursen bieten, von denen wenigstens einer oder mehrere, jedenfalls eine bestimmte Mindestzahl von ECTS, aber nicht unbedingt alle absolviert werden müssen oder dürfen. Die Zahl und Inhalte von angebotenen Kursen variiert deutlich zwischen verschiendenen Universitäten, wobei manche nur sehr beschränkte Wahlmöglichkeiten anbieten, andere hingegen bedeutende Wahlmöglichkeiten, abhängig von Personalzahlen und den Forschungsinteressen von InstitutsmitarbeiterInnen.
Masterstudien
Derzeit werden Masterstudien in erster Linie als vertiefende Fortsetzung von Bachelorstudien betrachtet (und nicht als ein Weg zu einer bestimmten Spezialisierung). Allerdings erlauben Masterstudien gewöhnlich im Vergleich zum Bachelorstudium verstärkte Wahlmöglichkeiten für Studierende, wodurch diesen auch in gewissem Rahmen eine verstärkte Spezialisierung innerhalb des gewählten Faches ermöglicht wird, sollten Studierende dies Wünschen. Dennoch gibt es auch in den Masterstudien weiterhin eine Reihe von Pflicht- und / oder Wahlpflichtfächern.
Derzeit gibt es in Österreich Masterstudien mit archäologischen Inhalten in den Fächern
- Ägyptologie (Wien)
- alte Geschichte und Altertumskunde (Wien)
- Altorientalische Philologie und Orientale Archäologie (Wien)
- Archäologien (Innsbruck, beinhaltet Ur- und Frühgeschichte, Mittelalter- und Neuzeitarchäologie, klassische und provinzialrömische Archäologie)
- Architektur (TU Wien)
- klassische Archäologie (Salzburg, Wien; jeweils auch provinzialrömische Archäologie beinhaltend)
- klassische und provinzialrömische Archäologie (Graz)
- Ur- und Frühgeschichte (Wien)
Alle Masterstudien sind in erster Linie eine Ausbildung für eine wissenschaftliche Forschungskarriere. Obwohl in diversen Masterstudienplänen auch behauptet wird, dass der jeweilige Studiengang Studierende auch für eine Karriere in der professionellen Feldforschung oder archäologischer Denkmalpflege ausbilden würde, ist dies nur in wenigen auch tatsächlich in der Praxis in signifikantem Ausmaß der Fall, wenigstens soweit Module im Studienplan betroffen sind.
Beginnen Studierende in Österreich ein Masterstudium an einer anderen Universität, oder in einer anderen (verwandten) Studienrichtung als jener, an oder in der sie ihren Bachelorabschluss erhalten haben, kann ihnen die Universität, an der sie ihr Masterstudium planen, bis zu 30 ECTS in zusätzlichen Modulen aus dem ihrem Masterstudium vorhergehenden Bachelorstudium vorschreiben, die neben dem Masterstudium absolviert werden müssen.
Doktoratsstudien
Doktoratsstudien beruhen auf einer eigenständigen Forschungsarbeit, die Studierende betreut durch einen oder zwei Universitätsangestellten verfassen. Doktoratsstudien dienen in erster Linie zur Ausbildung von Studierenden für eine Forschungs- oder akademische (universitäre) Karriere.
Doktoratsprogramme in Österreich sind nicht spezifisch für ein bestimmtes wissenschaftliches Fach geregelt, sondern sind üblicherweise in Bezug auf ihre Regelung für alle Studierenden an einer bestimmten Fakultät gleich geregelt, wobei die Dissertation und Module während des Doktoratsstudiums aus einem bestimmten (dem ursprünglich beantragten) wissenschaftlichen Fach stammen müssen. Archäologiestudien sind dabei in Österreich normalerweise an der geistes- bzw. kulturwissenschaftlichen Fakultät angesiedelt (welchen genauen Namen diese an einer bestimmten Universität führt variiert zwischen Universitäten). Alle Doktoratsstudien in Österreich beinhalten wenigstens einen gewissen Anteil von „normal” gelehrten Modulen sowie die Dissertation, wobei die Anzahl an in „normal“ gelehrten Modulen, die für einen erfolgreichen Abschluss des Doktoratsstudiums, je nach Universität zwischen 30 und 60 ECTS variiert. Wie viele ECTS in welchen Typen von Modulen absolviert werden müssen wird dabei gewöhnlich durch die Doktoratsstudienordnung der betreffenden Fakultät geregelt, die konkret zu absolvierenden Module (die oft nicht speziell für Doktoratsstudierende angeboten werden, sondern auch Studierenden im Masterstudium offenstehen und Teil des normalen Masterstudienplans sind) werden gewöhnlich von Studierenden mit einem dafür zuständigen Mitarbeiter des relevanten Instituts und / oder den BetreuerInnen vereinbart. In manchen Doktoratsstudien können manche dieser zu vereinbarenden Module auch durch einen Vortrag oder Vorträge zum Dissertationsthema bei nationalen oder internationalen Fachtagungen ersetzt werden.
Beginnen Studierende in Österreich ein Doktoratsstudium an einer anderen Universität, oder in einer anderen (verwandten) Studienrichtung als jener, an oder in der sie ihren Masterabschluss erhalten haben, kann ihnen die Universität, an der sie ihr Doktoratsstudium planen, bis zu 60 ECTS in zusätzlichen Modulen aus dem ihrem Masterstudium vorhergehenden Bachelor- und Masterstudium vorschreiben, die neben dem Doktoratsstudium absolviert werden müssen.
Unterrichtsformen
Der Unterricht in allen archäologischen Studiengängen in Österreich (BA, MA und PhD) setzt sich normalerweise au seiner Mischung von Vorlesungen, Seminaren, diversen praktischen Übungen (inklusive Lehrgrabungen) und Exkursionen zusammen, wobei auf höheren Studienebenen, insbesondere im Doktoratsstudium, praktische Übungen und Exkursionen eher die Ausnahme als die Regel darstellen. Abhängig von den finanziellen Resourcen eines Instituts gibt es zu manchen Modulen auch Tutorien, die gewöhnlich von Master- oder DoktoratsstudentInnen unterrichtet werden.
Vorlesungen haben normalerweise keine Zugangsbeschränkungen oder maximalen Hörerzahlen (d.h. alle Studierenden, die an der Vorlesung teilnehmen wollen, dürfen das auch), obwohl fallweise Teilnehmerlisten geführt werden und die Hörerzahlen auf die maximale feuerpolizeilich zugelassene Kapazität des Raums, in dem sie stattfinden, beschränkt sind. Hörerzahlen in Seminaren oder praktischen Übungen als auch auf Exkursionen sind normalerweise weit stärker beschränkt (selten 20 TeilnehmerInnen übersteigend, oft auch weniger, außer bei Exkursionen, bei denen Teilnehmerzahlen gewöhnlich auf die Sitzplatzzahl in einem Reisebus beschränkt sind) und Studierende müssen sich für solche teilnehmerzahlbeschränkten Kurse daher gewöhnlich voranmelden. Diese Voranmeldung erfolgt gewöhnlich direkt bei den LehrveranstaltungsleiterInnen, die gewöhnlich bevorzugt Plätze an Studierende vergeben, die den betreffenden Kurs für einen baldigen Abschluss ihres Studiums brauchen, bzw. ansonsten in der Reihenfolge der Anmeldung.
Grob gesagt bestehen Bachelorstudien jeweils zu etwa einem Drittel aus Vorlesungen, einem Drittel Seminaren, und einem Drittel praktischen Übungen und Exkursionen, obwohl die exakten Verhältnisse von Universität zu Universität und Studiengang zu Studiengang durchaus deutlich variieren können. Im Masterstudium ist das Verhältnis etwa 2/5 Vorlesungen, 2/5 Seminare und 1/5 praktische Übungen und Exkursionen, während im Doktoratsstudium etwa ein Drittel Vorlsungen, zwei Drittel Seminare absolviert werden müssen.
Vorlesungen sind strukturierte Präsentationen des Kursinhalts durch die Lehrenden, gewöhnlich überwiegend in Form von Frontalunterricht, Seminare bestehen zum Großteil aus Präsentationen zu Aspekten eines Themas durch die Studierenden selbst, jeweils gefolgt von freier Diskussion. Praktische Übungen bestehen normalerweise aus etwas Frontalunterricht, gefolgt von praktischer Arbeit unter Aufsicht und mit Feedback durch die Lehrveranstaltungsleitung. Exkursionen sind gewöhnlich Besuche auf Fundstellen oder in Museen, oft geführt durch lokale ArchäologInnen (oder MuseumskuratorInnen), aber teilweise auch mit selbst vorzubereitenden Führungen durch StudentInnen.
Die meisten archäologischen Bachelor- und Masterstudien in Österreich beinhalten wenigstens einen gewissen Anteil an praktischer Feldarbeit in Form von Lehrgrabungsteilnahmen, obgleich das verpflichtend vorgeschriebene Ausmaß an Lehrgrabungsteilname deutlich variieren kann (von weniger als 1 Tag bis zu 8 Wochen während des Studiums, abhängig vom Studienplan des jeweiligen Studiums). Lehrgrabungen werden gewöhnlich (mit nur selten vorkommenden Ausnahmen) während der Sommerferien durchgeführt.
Es werden zunehmend auch Online Kursunterlagen zur Verfügung gestellt, auch wenn ein derartiger Service noch keineswegs universell geboten wird und von Kurs zu Kurs und auch zwischen verschiedenen Universitäten deutlich variiert. Unabhängig davon, ob manche (oder sogar viele) Kursunterlagen auch Online zur Verfügung gestellt werden, wird von StudentInnen jedenfalls auch in jedem Kurs den sie besuchen erwartet, dass sie analoge Kursmaterialien verwenden, z.B. durch Lektüre in der Bibliothek (ob nun Instituts-, Universitäts- oder öffentlichen Bibliotheken).
Prüfungsarten
Die am weitesten verbreiteten Prüfungsarten sind:
- Prüfungen im engeren Sinn, die entweder (sehr häufig) mündlich oder (etwas seltener, aber ebenfalls recht häufig vorkommend) schriftlich absolviert werden müssen. Mündliche Prüfungen können entweder allein oder in kleinen Gruppen von Studierenden abgenommen werden (letztere entweder nach der Reihe oder in freiem Gespräch) und dauern normalerweise zwischen etwa 15 Minuten und einer Stunde. Schriftliche Prüfungen werden gewöhnlich in der letzten Unterrichtseinheit eines Kurses abgehalten und dauern normalerweise zwischen etwa einer und zwei Stunden. Schriftliche Prüfungen können dabei sowohl aus Multiple Choice Tests, kurz (in ein oder zwei Absätzen Freitext) zu beantwortenden (gewöhnlich zwischen 5 und 20) Fragen, oder aus längeren Freitextantworten (kurzen essays) zu einer oder zwei Fragen bestehen, als auch Kombinationen aus diesen schriftlichen Prüfungsmethoden.
- Hausarbeiten / essays (hauptsächlich bei Seminaren verwender), gewöhnlich im Umfang von (abhängig von Kurs und Studienebene) ca. 1.000 bis 10.000 Worten. Hausarbeiten müssen gewöhnlich ordentlich entsprechend einem Hausstil refereziert und mit einer vollständigen Bibliographie versehen sein.
- Mündliche Präsentationen im Unterricht (hauptsächlich bei Seminaren verwendet), gewöhnlich unterstützt durch eine Powerpoint- oder andere visuelle Vermittlungsmedien. Derartige Präsentationen können recht kurz (10-20 Minutes), aber auch sehr lang sein (bis zu 1,5 Stunden), abhängig vom Kurs und der Studienebene.
- Feldnotizen / Datensammlungen / Zeichnungen / Exkursionsberichte etc. (hauptsächlich in praktischen Übungen und auf Exkursionen verwendet), entweder bestehend aus den Resultate der im Rahmen der Lehrveranstaltung durchgeführten praktischen Arbeit (z.B. die Ergebnisse einer geophysikalischen Prospektion, die in einer praktischen Übung durchgeführt wurde), Zusammenfassungen oder Niederschriften während oder nach der praktischen Übung selbst, oder sind außerhalb der Kurszeiten zu erzeugende Hausübungen.
- Dissertationen (wenigstens eine pro Studiengang), eine betreute aber weitgehend im Selbststudium angefertigte eigenständige Forschungsarbeit.
Zusätzlich dazu können gelegentlich auch andere Prüfungsarten vorkommen, abhängig von den Vorlieben der Lehrveranstaltungsleitung (z.B. Gruppenarbeiten, Beurteilung durch andere Studierende, Beurteilung der Mitarbeit von Studierenden während Diskussionen im Kurs, etc.). Eine zentrale Kontrolle über die für eine Lehrveranstaltung gewählte Prüfungsmethode gibt es nicht, sondern die Wahl der Prüfungsmethode obliegt den Lehrenden und gilt als Teil ihrer akademischen Freiheit (Grundrecht auf Freiheit der Wissenschaft gemäß Artikel 17 Staatsgrundgesetz 1867).
Eine Gegenkontrolle von Beurteilungen durch einen anderen Mitarbeiter des Instituts bzw. der Universität (Zweitbegutachtung) gibt es, außer bei Doktordissertationen, normalerweise nicht. Im Falle einer negativen Beurteilung einer Prüfung durch den Lehrveranstaltungsleiter kann die Prüfung wenigstens einmal, oft zweimal wiederholt werden; und gegebenenfalls können Studierende – insbesondere wenn die Fairness der Beurteilung durch den Prüfer von StudentInnen begründet angezweifelt wird – ein drittes und letztes Mal eine mündliche Prüfung vor einer Kommission absolvieren.
Kontaktzeiten mit Lehrpersonal im Unterricht
Die Zeiten, die in direktem Kontakt mit Lehrpersonal verbracht werden, variieren deutlich; zwischen unterschiedlichen Studienrichtungen und auch (in geringerem Maß) zwischen verschiedenen Universitäten; aber mehr noch zwischen unterschiedlichen Studierenden und deren eigenständigen Entscheidungen bzw. ihrer Motivation das Studium mehr oder weniger rasch abzuschließen.
Letzteres liegt in erster Linie daran, dass Studierende nach Abschluss der STEOP (Studieneingangs- und Orientierungsphase), die im ersten Semester des Bachelorstudiums absolviert wird, keine verpflichtend vorgeschriebene Mindestzahl von Kursen pro Semester belegen müssen. Zusätzlich müssen einzelne Module gewöhnlich nicht in einer bestimmten Reihenfolge absolviert werden (mit seltenen Ausnahmen, wenn ein Modul Voraussetzung für den Besuch eines anderen Modul ist). Das hat den bedeutenden Vorteil das Studierende, wenigstens innerhalb eines gewissen Spielraumes, ihr Studium in einer Weise selbst organisieren können, die ihren Vorlieben und eventuell (z.B. durch Erwerbsarbeit) beschränkten Teilnahmemöglichkeiten entspricht (wodurch nahezu jede beliebige Form von Teilzeitstudium ermöglicht wird). Es hat jedoch den Nachteil dass Studierende, die nicht besonders motiviert sind ihr Studium rasch abzuschließen, sondern bloss einige wenige Kurse pro Semester besuchen wollen (oder Aufgrund von Erwerbsarbeit nur wenige besuchen können), oft weit länger als die vorgesehene Regelstudiendauer zum Abschluss ihres Studiums benötigen. Abhängig von diesen Entscheidungen der Studierenden und den in einem konkreten Semester angebotenen Modulen (was wiederum von den Personal- und anderen Resourcen des Instituts, an dem studiert wird, abhängt) kann die tatsächliche Kontaktzeit mit Lehrenden von einer einzigen bis zu um die 50 Wochenstunden schwanken.
Es kann allerdings als Daumenregel an österreichischen Universitäten (unabhängig von der Studienrichtung) mit einem groben Schätzwert von etwa einer Wochenstunde Kontaktzeit pro 1.5-2 ECTS gerechnet werden. Beabsichtigen Studierende also ihr Bachelorstudium (= 180 ECTS) in der vorgesehenen Regelstudiendauer von drei Jahren abzuschließen, müssen sie jedes Semester Kurse mit in Summe etwa 15-20 Wochenstunden Kontaktzeit erfolgreich absolvieren. Um das Masterstudium (= 120 ECTS) in der dafür vorgesehenen Regelstudiendauer von zwei Jahren abzuschließen ist von der gleichen Zahl von Wochenstunden Kontaktzeit auszugehen. Dabei wird die tatsächliche Kontaktzeit im letzten Semester des Bachelor- und Masterstudiums deutlich zurückgehen, für das (wenigstens in der theoretischen Struktur der Studienordnung) die Verfassung der Abschlussarbeit / Dissertation vorgesehen ist. Während des Verfassens dieser Arbeit wird angenommen, dass Studierende nur noch Gespräche mit ihren Betreuern führen und keine „normalen“ Kurse mehr besuchen, was während des letzten Studiensemesters eine Kontaktzeit mit Lehrpersonal von normalerweise weniger als 1-2 Wochenstunden bedeutet.
Für Doktoratsstudien wird angenommen, dass Studierende während des ersten Studienjahres (die Zeit in der die meisten DoktoratsstudentInnen ihre vorgeschriebenen „normalen“ Lehrveranstaltungen absolvieren) etwa 10-15 Wochenstunden Kontakt mit Lehrpersonal haben. Nach dem ersten Studienjahr (der Zeitpunkt, ab dem die Studierenden hauptsächlich mit der eigentlichen Forschung für ihre Dissertation beschäftigt sein sollten) fällt die Kontaktzeit mit Lehrenden auf sehr niedrige Werte, auf selten mehr als etwa 1-2 Stunden Betreuungsgespräch pro Monat.
Zeitaufwand für ein Studium und Selbststudium
In Österreich wird davon ausgegangen, dass der Arbeitsaufwand für ein Vollzeitstudium dem einer Vollzeitbeschäftigung entspricht, d.h. von Studierenden wird erwartet, dass sie durchschnittlich 38,5 Stunden pro Woche an ihrem Studium arbeiten. Das bedeutet dass während der Semesterzeiten von Studierenden etwa 18,5-23.5 Arbeitsstunden pro Woche im Selbststudium erwartet wird (Lektüre in der Bibliothek, Vorbereitung für besuchte Kurse, Lernen für Prüfungen etc.; unter der Annhame, dass sie ca. 15-20 Wochenstunden an Lehrveranstaltungen teilnehmen). Während der „vorlesungsfreien Zeiten“ (in den Weihnachts-, Semester-, Oster- und Sommerferien) steigt die Zeit, die Studierende theoretisch im Selbststudium verbringen sollten, auf die genannten ca. 38,5 Wochenstunden an.
In der Praxis bleibt es allerdings den Studierenden selbst überlassen, wieviel Zeit sie tatsächlich ins Selbststudium investieren wollen. Während so gut wie jeder Kurs in österreichischen Archäologiestudien wenigstens ein gewisses Ausmaß an Selbststudium (im oben definierten Sinn) erfordert, schwankt der tatsächlich erforderliche Minimalaufwand an Selbststudium um einen Kurs erfolgreich zu absolvieren durchaus beachtlich von Kurs zu Kurs (und üblicherweise können Studierende, die den Kurs in früheren Jahren absolviert haben, gute Hinweise geben, wie arbeitsaufwändig ein bestimmter Kurs tatsächlich ist). Im Durchschnitt kann davon ausgegangen werden, dass während der Semester in etwa der selbe Zeitaufwand wie in den eigentlichen Lehrveranstaltungen in Kontaktstunden verbracht wird auch an Selbststudium erforderlich ist, also ca. 15-20 Wochenstunden Selbststudium (was eine Wochenarbeitszeit von ca. 30-40 Stunden ergibt).
Während den „vorlesungsfreien Zeiten“, insbesondere den Sommerferien, wird hingegen von ArchäologiestudentInnen weniger Selbststudium im oben genannten Sinn, sondern eher der Erwerb praktischer Berufserfahrung in der archäologischen Feldforschung oder im musealen oder denkmalpflegerischen Bereich erwartet. Praktische Erfahrung in der Feldforschung wird dabei meist in bezahlten Tätigkeiten auf archäologischen Ausgrabungen erworben, museale oder denkmalpflegerische Erfahrung hingegen in bezahlten oder freiwilligen Tätigkeiten für Museen oder das Bundesdenkmalamt. Die Mehrheit der Studierenden verbringt daher den Großteil der Sommerferien nicht in der Universität, sondern arbeitet für etwa 38,5 Stunden pro Woche in archäologischen Berufsfeldern. Die Semesterferien werden gewöhnlich teilweise für Urlaub, teilweise für Selbststudium verwendet. Die Osterferien werden entweder als Urlaub oder ebenfalls zum Erwerb zusätzlicher Berufserfahrung genutzt, die Weihnachtsferien hingegen von den meisten Studentierenden als wirklicher Urlaub genommen.
Es wird angenommen, dass Studierende (so wie alle anderen Beschäftigten in Österreich) einen (gesetzlichen) Urlaubsanspruch von 5 Arbeitswochen (= 25 Arbeitstage) beanspruchen können, die hauptsächlich in den vorlesungsfreien Zeiten in Anspruch genommen werden sollten. Ob Studierende allerdings tatsächlich Urlaub nehmen, und ob sie mehr oder weniger als die vorgesehenen 25 Tage nehmen, bleibt den einzelnen Studierenden selbst überlassen und wird nicht überprüft oder beschränkt (außer, vielleicht, durch die Eltern; und natürlich die finanziellen Möglichkeiten).
Archäologiestudierende in Österreich
Damit kann zur ersten Auswertung der „offiziellen“ Daten zu österreichischen Studierenden übergegangen werden. Die Daten (eine Zusammenfassung der Details pro Studienort / Studienrichtung ist in Anhang 1 zu finden) wurde durch Anfragen an die betreffenden Institute, und wo diese zu einer Antwort nicht bereit oder fähig waren durch Anfrage an die Studienabteilungen der jeweiligen Universitäten ermittelt. In allen Fällen lagen uns im Endeffekt neben Angaben der Institute selbst auch die offiziellen Studierendenzahlen (jeweils im Januar, außer in einem Fall mit Anfang Februar 2012) der jeweiligen universitären Studienabteilungen vor, alle im folgenden wiedergegebenen Zahlen in allen statistischen Auswertungen sind daher die „offiziell korrekten“ Zahlen.
Es ist jedoch in diesem Zusammenhang anzumerken, dass an verschiedenen Stichtagen von Instituten und universitären Zentralabteilungen erhobene Daten zu Studierendenzahlen teilweise unerklärlicher Weise schwanken (so z.B. ist zwischen der „institutsinternen“ und „zentraluniversitären“ Erhebung der Daten in einem Fall die Zahl der Studierenden im für Neuzugänge geschlossenen Diplomstudium in der prä-Bologna-Studienordnung von der früheren zur späteren Zählung um eine Person gestiegen, was theoretisch nicht möglich sein sollte). Die Abweichungen zwischen Zählungen sind dabei normalerweise relativ gering (im Bereich von weniger als 5 Personen), können aber in Einzelfällen recht bedeutend sein (bis zu ca. 30 Personen). Sind diese Diskrepanzen in Einzelfällen durchaus erklärbar (z.B. Studierende, die in der einen Zählung noch im Bachelorstudium waren und bei einer neuerlichen Zählung etwa drei Wochen später dieses abgeschlossen und teilweise bereits in ein Masterstudium gewechselt hatten), sind sie es in anderen Fällen nicht. Um Inkonsistenzen zu vermeiden wurden daher letztlich in der folgenden Auswertung, wo Diskrepanzen zwischen Instituts- und zentraluniversitären Angaben bestanden, die jeweils uns von den universitären Zentralabteilungen direkt bereitsgestellten Zahlen verwendet.
Trotz diesen Diskrepanzen in den Zahlenangaben ist davon auszugehen, dass die im folgenden wiedergegebenen Zahlen insofern verlässlich sind, als sich die meisten „inneruniversitären“ Diskrepanzen letztendlich weitgehend ausgleichen und in Bezug auf die Gesamtzahlen der Studierenden in diversen archäologischen Fächern die Abweichungen zwischen Instituts- und zentraluniversitären Angaben jeweils auf weniger als 10 Personen pro Universität reduzieren. Alle folgenden Gesamtzahlen können daher als verlässlich mit einer Standardabweichung von +/- 5 Personen betrachtet werden.
Anzahl und Verteilung von Archäologiestudierenden
Insgesamt studierten im Januar 2012 in Österreich 1150 Personen Archäologiestudien im oben definierten engeren Sinn (Abb. 1). Weitere 6690 Personen studieren Studien mit archäologischen Inhalten, wovon allerdings 5748 auf das Architekturstudium an der TU Wien entfallen, von denen die überwältigende Mehrheit dieses Studium nicht etwa deshalb machen, weil sie sich auf Industriearchäologie spezialisieren wollen, sondern um ArchitektInnen zu werden (Abb. 2). Auf die Archäologiestudien im weiteren Sinn entfallen damit 942 Personen, von denen wiederum etwa die Hälfte Orientalistik studiert (Abb. 3).
Abb. 1: Anzahl der Studierenden in Archäologiestudien im engeren Sinn
Abb. 2: Alle Studierenden in Studien mit archäologischen Inhalten
Abb. 3: Studierende in Studien mit archäologischen Inhalten (ohne TU Wien)
Die geographische Verteilung der Archäologiestudierenden in Österreich zeigt einen deutlichen Schwerpunkt in Wien: selbst wenn man nur Archäologiestudien im engeren Sinn betrachtet studieren ca. 56% aller Archäologiestudierenden in Österreich an den Instituten für Ur- und Frühgeschichte und klassische Archäologie der Universität Wien, während sich die restlichen ca. 44% auf die Standorte Graz (ca. 15%), Innsbruck (ca. 19%) und Salzburg (ca. 9%) verteilen (Abb. 1). Berücksichtigt man auch die Archäologiestudien im weiteren Sinn, verschiebt sich der Verteilungsschwerpunkt noch weiter in Richtung Wien, da allein auf die TU Wien ca. 73% aller Studierenden in Studien mit archäologischen Inhalten entfallen, während auf Innsbruck (ca. 3%), Graz (ca. 2%) und Salzburg (ca. 1%) insgesamt gerade einmal ca. 6,5% aller solcher Studierenden entfallen (Abb.2). Nimmt man die TU Wien aus, entfallen immer noch ca. 76% aller Archäologiestudierenden auf die Universität Wien (Abb. 3).
Diese ungleiche räumliche Verteilung von Archäologiestudierenden in Österreich spiegelt allerdings einigermaßen die räumliche Verteilung archäologischer Stellen in Österreich wieder: wie die österreichische Teilstudie des Discovering the Archaeologists of Europe-Projekts ergeben hat, sind geschätzt etwa 66% aller archäologischen Stellen in Ostösterreich (Wien, Niederösterreich und Burgenland) angesiedelt, während ca. 21% der Posten in Süd- und ca. 13% aller Stellen in Westösterreich angesiedelt sind.
Verteilung nach Studienarten
Die Verteilung der Studierenden nach Studienarten zeigt, dass inzwischen die Mehrheit der Studierenden in Studien nach Bologna-Architektur studiert. Allerdings befinden sich immer noch zahlreiche Studierende in alten Studienordnungen für Abschlüsse als Mag.phil. bzw. Dr.phil. (Abb. 4, 5). Wesentliche Ausnahmen von dieser Regel sind insbesondere das Archäologiestudium im engeren Sinn an der Universität Salzburg und das Architekturstudium an der Technischen Universität Wien, bei denen die Umstellung auf die Bologna-Studienarchitektur bereits weitgehend abgeschlossen oder wenigstens weit fortgeschritten ist (Abb. 6, 7).
Abb. 4: Studierende in verschiendenen Studienarten in Archäologiestudien im engeren Sinn
Abb. 5: Studierende in verschiedenen Studienarten in Archäologiestudien im weiteren Sinn
Abb. 6: Studierende in verschiedenen Studienarten in einzelnen Archäologiestudien im engeren Sinn
Abb. 7: Studierende in verschiedenen Studienarten in einzelnen Archäologiestudien im weiteren Sinn
Geschlechterverteilung
Im Durchschnitt kennzeichnen sich in Österreich alle Archäologiestudien im engeren Sinn und die meisten Archäologiestudien im weiteren Sinn durch eine in einzelnen Studienrichtungen mehr oder minder deutliche Mehrheit weiblicher Studierender. Im Durchschnitt sind ca. 60% der Archäologiestudierenden im engeren Sinn in Österreich weiblichen Geschlechts (Abb. 8, 10). Ausnahme von dieser Regel ist nur das Architekturstudium an der Technischen Universität Wien, in dem das Geschlechterverhältnis ziemlich exakt ausgeglichen ist (mit 8 mehr männlichen als weiblichen Studierenden bei insgesamt 5748 Studierenden), wodurch sich das Gesamtverhältnis aller Archäologiestudierenden auf etwa 54% weiblichen und 46% männlichen Geschlechts verschiebt (Abb. 9, 10).
Abb. 8: Geschlechterverhältnis in Archäologiestudien im engeren Sinn
Abb. 9: Geschlechterverhältnis in Archäologiestudien im weiteren Sinn
Abb. 10: Geschlechterverhältnis in Archäologiestudien in Österreich
Allerdings variieren die Geschlechterverhältnisse an verschiedenen Studienorten und insbesondere in verschiedenen Studienrichtungen durchaus recht deutlich (Abb. 10). Zwar überwiegt (außer beim Architekturstudium an der Technischen Universität Wien) in allen archäologischen Studienrichtungen in Österreich die Anzahl der weiblichen die der männlichen Srudierenden, der Prozentsatz weiblicher Studierender variiert dabei allerdings von ca. 54% im Fall des Ur- und Frühgeschichtestudiums an der Universität Wien bis zu ca. 79% im Fall des Ägypotologiestudiums an der gleichen Universität.
Auch dieses Geschlechterverhältnis entspricht wenigstens grob dem der bezahlt beschäftigten archäologischen Arbeitskräfte in Österreich, wie in der österreichischen Teilstudie des Discovering the Archaeologists of Europe-Projekts festgestellt werden konnte: etwa 46% der bezahlt in der österreichischen Archäologie beschäftigten Arbeitskräfte sind männlichen, etwa 54% weiblichen Geschlechts. Daraus lässt sich ableiten, dass – wenigstens im großen und ganzen – die Geschlechterdurchlässigkeit der österreichischen Archäologie einigermaßen hoch entwickelt ist. Allerdings ist gleichzeitig wie schon im Projektbericht des Discovering the Archaeologists of Europe ausgeführt auch anzumerken, dass diese Geschlechterverteilung nur bei der Personengruppe unter 45 Jahren gegeben ist (und daher wenigstens derzeit noch bei niedriger bezahlten Posten in der unteren „Hälfte“ der jeweilgen innerinstitutionellen Hierarchien), während sich das Geschlechterverhältnis in der Altersgruppe über 45 Jahre umkehrt und die Anzahl männlicher Mitarbeiter überwiegt. Es wird also wenigstens über die nächsten beiden Jahrzehnte zu beobachten sein, inwieweit die Geschlechterdurchlässigkeit auch für ‚höherwertige‘ Posten gegeben ist, die gewöhnlich überwiegend von älteren MitarbeiterInnen innegehabt werden.
Anteil in- und ausländischer Studierender
Aus „offiziellen“ Zahlen wurde schließlich auch noch das Verhältnis zwischen in- und ausländischen Studierenden ermittelt. Bei Archäologiestudien im engeren Sinn beträgt dieses Verhältnis derzeit ca. 82% inländische zu ca. 18% ausländischen Studierenden (Abb. 11), und ist bei allen Archäologiestudien mit 78% inländischen zu 22% ausländischen Studierenden (Abb. 12) nur geringfügig höher.
Abb. 11: Anteil in- und ausländischer Studierender in Archäologiestudien im engeren Sinn
Abb. 12: Anteil in- und ausländischer Studierender in Archäologiestudien im weiteren Sinn
Abb. 13: Anteil in- zu ausländischer Studierender nach Studienrichtung
Allerdings ist neuerlich eine nicht unbedeutende Varianz zwischen unterschiedlichen Studienrichtungen und unterschiedlichen Studienorten zu beobachten (Abb. 13). Der Prozentsatz ausländischer Studierender variiert hier von ca. 4% in Graz bis zu ca. 29% an der Universität Innsbruck und sogar 31% in Byzantinistik an der Universität Wien. Diese unterschiedlichen Prozentsätze liegen sicherlich bis zu einem gewissen Grad am Standort der Universität – das deutsche und italienische (insbesondere südtiroler) Einzugsgebiet der Universität Innsbruck ist klarerweise ziemlich bedeutend. Ein zweiter Faktor ist das Studienfach selbst; der Anteil ausländischer Studierender ist in „ausländisch“ orientierten Studienrichtungen wie klassischer Archäologie, Ägyptologie und Byzantinistik einigermaßen bis deutlich höher als in eher „heimisch“ ausgerichteten Fächern wie Ur- und Frühgeschichte. Inwieweit die internationale Reputation eines Studiengangs ebenfalls eine Rolle spielt lässt sich hingegen aus den „offiziellen“ statistischen Daten nicht ableiten; eventuell wird sich diese Frage aus der als zweiten Projektschritt erfolgenden Befragung unter den Studierenden selbst beantworten lassen.
Beachtenswert ist allerdings in jedem Fall, dass der Anteil ausländischer Studierender deutlich höher ist als der Anteil ausländischer Arbeitskräfte in der österreichischen Archäologie: neuerlich den Ergebnissen des österreichischen Teilprojekts des Discovering the Archaeologists of Europe-Projekts zufolge, sind 90% der Arbeitskräfte (87% der bezahlten Arbeitskräfte) in der österreichischen Archäologie Inländer, und nur 10% (bzw. 13% der bezahlten Arbeitskräfte) ausländische Staatsbürger. Ebenfalls von Interesse in diesem Zusammenhang ist die Tatsache, dass 94% der archäologischen Arbeitskräfte in Österreich auch ihren höchsten Studienabschluss in Österreich erworben haben, und nur 6% diesen an einer ausländischen Universität erworben haben. Diese beiden Aspekte gemeinsam weisen darauf hin, dass einerseits die studentische Mobilität höher ist als die Mobilität von Arbeitskräften insgesamt; und andererseits Österreich als archäologischer Arbeitsplatz für Ausländer weit weniger attraktiv, oder weit weniger zugänglich sein dürfte als für Archäologiestudierende.
Archäologiestudierende und der archäologische Arbeitsmarkt
Abschließend ist zu bemerken, dass der österreichische archäologische Arbeitsmarkt die Verteilung der in Archäologiestudierenden in Österreich sowohl in Bezug auf räumliche als auch auf Geschlechterverteilung, und in etwas geringerem Maß auch in Bezug auf die Verteilung der Staatsangehörigkeit der in diesen Märkten tätigen Personen einigermaßen gut wiederspiegelt. Dies zeigt, dass der Arbeitsmarkt für alle Studierenden einigermaßen gleich durchlässig zu sein scheint.
Bedenklich ist allerdings die Anzahl der Archäologiestudierenden im Vergleich mit den zur Verfügung stehenden Arbeitsplätzen in der österreichischen Archäologie. Selbst wenn man „nur“ Archäologiestudien im engeren Sinn betrachtet, streben in diesen allein derzeit 1150 Personen einen archäologischen Abschluss an. Dem stehen insgesamt etwa 435 Vollzeitäquivalent-Posten in der österreichischen Archäologie gegenüber, bzw. ein Maximum von ca. 575 bezahlten Posten für qualifizierte (graduierte) ArchäologInnen zu den besten Zeiten, d.h. in der sommerlichen Grabungshauptsaisonsaison; sowie ein Maximum von weiteren ca. 193 bezahlten anderen Stellen mit Bezug zur Archäologie, z.B. in administrativen Funktionen (siehe dazu neuerlich die Ergebnisse des österreichischen Teilprojekts des Discovering the Archaeologists of Europe-Projekts). Es studieren also allein derzeit in Österreich etwa doppelt so viele Personen Archäologie im engeren Sinn als insgesamt zum saisonalen Anstellungshöchststand bezahte Posten in der österreichischen Archäologie vorhanden sind. Rechnet man auch Archäologiestudien im weiteren Sinn, und vernachlässigt dabei Studierende der Architektur an der Technischen Universität Wien, steigt die Anzahl der derzeit in Österreich Archäologie studierenden Personen auf beinahe das Vierfache der zur besten Jahreszeit verfügbaren Stellen.
Zwar ist ein derartiges „studentisches Überangebot“ an sich noch kein Problem, wenn wie z.B. in Großbritannien Archäologiestudien, vor allem auf Ebene der Bachelorstudien, AbsolventInnen nicht unbedingt in erster Linie für eine Karriere in der Archäologie ausbilden, sondern am Beispiel des Interessensgebietes Archäologie auf das Erlernen „übertragbarer Fertigkeiten“ ausgerichtet sind, die AbsolventInnen für ein breites Feld an beruflichen Beschäftigungen qualifizieren. Es wird jedoch durchaus zu einem gewissen (sowohl sozialen als auch ethischen) Problem, wenn Archäologiestudien, wie derzeit in der überwiegenden Mehrheit österreichischer archäologischer Studienrichtungen der Fall, selbst im Bachelorstudium darauf ausgerichtet sind Studierende für die Beschäftigung in einem archäologischen Beruf vorzubereiten, und die Vermittlung breiterer, „übertragbarer Fähigkeiten“ bestenfalls ein randliches Lehrziel innerhalb des Erststudiums ist. Fehlt hier ein entsprechend großer Arbeitsmarkt, wie dies in Österreich derzeit sicherlich der Fall ist, dann wird den Studierenden zwar eine zweifellos interessante, aber für ihre weitere Karriere weitgehend nutzlose Ausbildung mitgegeben. Es wäre also von den Verantwortlichen an den Universitäten zu überlegen, ob nicht in archäologischen Erststudien – ohne dadurch notwenigerweise die archäologische Ausbildung zu vernachlässigen oder verschlechtern zu müssen – ein größeres Augenmerk auf die Vermittlung solcher „übertragbarer Fähigkeiten“ gelegt werden sollte bzw. derartige Fähigkeiten deutlicher als solche hervorgehoben werden könnten und sollten.
Anhang 1: Archäologiestudien in Österreich nach Studienorten
Technische Universität Wien
- Abteilung Denkmalpflege und Industriearchäologie, Institut für Kunstgeschichte, Bauforschung und Denkmalpflege, TU Wien
- A-1040 Wien, Karlsplatz 13, Stiege 3, 2.OG
- http://denkmalpflege1.e251.tuwien.ac.at/
- BSc, Dipl.-Ing./MSc, PhD Architektur
- Bologna-System: 3.776 BA-, 825 MA-, 258 PhD-StudentInnen (Architektur, genauere Spezifizierung nicht möglich)
Humboldt-System (auslaufend): 842 Mag.phil., 47 Dr.phil. StudentInnen (Architektur, genauere Spezifizierung nicht möglich) - Voll- und teilzeitbeschäftigtes Lehrpersonal: 4, Sonstiges Personal: 3
- Gesamtzahl der Studierenden (inl.): 4,443, (ausl.): 1,305
- weiblich: 2,870
- männlich: 2,878
Universität Graz
- Institut für Archäologie, Karl-Franzens-Universität Graz
- A-8010 Graz, Universitätsplatz 3/II
- http://www.uni-graz.at/arch/
- BA, MA, PhD Archäologie (Klassische und provinzialrömische Archäologie)
- Bologna-System: 92 BA-, 3 MA-, 6 PhD-StudentInnen
Humboldt-System (auslaufend): 60 Mag.phil., 17 Dr.phil. StudentInnen - Voll- und teilzeitbeschäftigtes Lehrpersonal: 5 (3.75 fte), Externe Lehrende: 13, Gelegentlich Lehrende mit Habilitation (oder Äquivalent): 6, Sonstiges Personal: 2 (administratives personal, 1.5 fte)
- Gesamtzahl der Studierenden (inl.): 170, (ausl.): 8
- weiblich (inl.): 114, (ausl.): 5
- männlich (inl.): 56, (ausl.): 3
Universität Innsbruck
- Institut für Archäologien, Universität Innsbruck
- A-6020 Innsbruck, ATRIUM - Zentrum für Alte Kulturen, Langer Weg 11
- http://www.uibk.ac.at/archaeologien/
- BA, MA, PhD Archäologien
- Bologna-System: 107 BA-, 26 MA-, 17 PhD-StudentInnen
Humboldt-System (auslaufend): 36 Mag.phil., 35 Dr.phil. StudentInnen - Voll- und teilzeitbeschäftigtes Lehrpersonal: 15, Externe Lehrende: 5, Gelegentlich Lehrende mit Habilitation (oder Äquivalent): 12, Sonstiges Personal: 24
- Gesamtzahl der Studierenden (inl.): 157, (ausl.): 64
- weiblich (inl.): 94, (ausl.): 36
- männlich (inl.): 63, (ausl.): 28
Universität Salzburg
- Fachbereich Altertumswissenschaften, Universität Salzburg
- A-5010 Salzburg, Residenzplatz 1
- http://www.uni-salzburg.at/portal/page?_pageid=1345,501552&_dad=portal&_schema=PORTAL
- (BA), MA, PhD Klassische Archäologie (BA in Altertumswissenschaften)
- Bologna-System: 73 BA-, 22 MA-, 9 PhD-StudentInnen
Humboldt-System (auslaufend): 4 Dr.phil. StudentInnen - Voll- und teilzeitbeschäftigtes Lehrpersonal: 6, , Externe Lehrende: 4, Gelegentlich Lehrende mit Habilitation (oder Äquivalent): 1, Sonstiges Personal: 2
Universität Wien
- Institut für Alte Geschichte und Altertumskunde, Papyriologie und Epigraphik, Universität Wien
- A-1010 Wien, Dr Karl Lueger Ring 1
- http://altegeschichte.univie.ac.at/homeaktuelles/
- BA, MA, PhD Alte Geschichte und Altertumskunde
- Bologna-System: 63 BA-, 3 MA-, 9 PhD-StudentInnen
Humboldt-System (auslaufend): 59 Mag.phil., 15 Dr.phil. StudentInnen - Voll- und teilzeitbeschäftigtes Lehrpersonal: 14, Sonstiges Personal: 23 (20 wissenschaftliche Mitarbeiter in Forschungsprojekten mit gelegentlichen Lehraufgaben, 3 Administratoren; alle Gebiete des Fachbereichs)
- Gesamtzahl der Studierenden (inl.): 133, (ausl.): 16
- weiblich (inl.): 79, (ausl.): 9
- männlich (inl.): 54, (ausl.): 7
- Institut für Ägyptologie, Universität Wien
- A-1090 Wien, Frankgasse 1
- http://www.univie.ac.at/egyptology/
- BA, MA, PhD Ägyptologie
- Bologna-System: 76 BA-, 5 MA-, 3 PhD-StudentInnen
Humboldt-System (auslaufend): 25 Mag.phil., 11 Dr.phil. StudentInnen - Voll- und teilzeitbeschäftigtes Lehrpersonal: 14, Sonstiges Personal: 6 (alle Gebiete des Fachbereichs)
- Gesamtzahl der Studierenden (inl.): 98, (ausl.): 22
- weiblich (inl.): 74, (ausl.): 21
- männlich (inl.): 24, (ausl.): 1
- Institut für Byzantinistik und Neogräzistik, Universität Wien
- A-1010 Wien, Postgasse 7
- http://www.byzneo.univie.ac.at/
- BA, MA, PhD Byzantinistik und Neogräzistik
- Bologna-System: 39 BA_, 4 MA-, 8 PhD-StudentInnen
Humboldt-System (auslaufend): 14 Mag.phil., 6 Dr.phil. StudentInnen - Voll- und teilzeitbeschäftigtes Lehrpersonal: 20, Sonstiges Personal: 7 (alle Gebiete des Fachbereichs)
- Gesamtzahl der Studierenden (inl.): 49, (ausl.): 22
- weiblich (inl.): 38, (ausl.): 8
- männlich (inl.): 11, (ausl.): 14
- Institut für Klassische Archäologie, Universität Wien
- A-1190 Wien, Franz-Klein-Gasse 1
- http://www.univie.ac.at/Klass-Archaeologie/
- BA, MA, PhD Klassische Archäologie
- Bologna-System: 141 BA-, 10 MA-, 11 PhD-StudentInnen
Humboldt-System (auslaufend): 112 Mag.phil., 30 Dr.phil. StudentInnen - Voll- und teilzeitbeschäftigtes Lehrpersonal: 8, Externe Lehrende: 6-7, Gelegentlich Lehrende mit Habilitation (oder Äquivalent): 3-4, Sonstiges Personal: 10 (7 zu 5,5 fte administratives Personal, 2 ProjektmitarbeiterInnen, 1 Studenassistentin)
- Gesamtzahl der Studierenden (inl.): 252, (ausl.): 52
- weiblich (inl.): 162, (ausl.): 32
- männlich (inl.): 90, (ausl.): 20
- Institut für Orientalistik, Universität Wien
- A-1090 Wien, Spitalgasse 2, Hof 4 (Campus)
- http://orientalistik.univie.ac.at/
- (BA), MA, PhD Altorientalische Philologie und Orientalische Archäologie (BA in Orientalistik)
- Bologna-System: 493 BA-, 3 PhD-StudentInnen
Humboldt-System (auslaufend): 19 Mag.phil., 6 Dr.phil. StudentInnen - Voll- und teilzeitbeschäftigtes Lehrpersonal: 53, Sonstiges Personal: 24 (alle Gebiete des Fachbereichs)
- Gesamtzahl der Studierenden (inl.): 387, (ausl.): 134
- weiblich (inl.): 256, (ausl.): 85
- männlich (inl.): 122, (ausl.): 49
- Institut für Sprachwissenschaft, Universität Wien
- A-1090 Wien, Sensengasse 3a
- http://www.univie.ac.at/linguistics/
- MA, PhD (MA Vergleichende Indoeuropäische Sprachwissenschaft und Keltologie; PhD Keltologie)
- Bologna-System: 2 MA-, 4 PhD-StudentInnen
Humboldt-System (auslaufend): 75 Mag.phil., 0 Dr.phil. StudentInnen - Voll- und teilzeitbeschäftigtes Lehrpersonal: 0, Externe Lehrende: 4, Gelegentlich Lehrende mit Habilitation (oder Äquivalent): 2, Sonstiges Personal: 3
- Gesamtzahl der Studierenden (inl.): 74, (ausl.): 7
- weiblich (inl.): 55, (ausl.): 5
- männlich (inl.): 19, (ausl.): 2
- Institut für Ur- und Frühgeschichte, Universität Wien
- A-1190 Wien, Franz-Klein-Gasse 1
- http://www.univie.ac.at/urgeschichte/
- BA, MA, PhD Ur- und Frühgeschichte
- Bologna-System: 170 BA-, 13 MA-, 27 PhD-StudentInnen
Humboldt-System (auslaufend): 128 Mag.phil., 27 Dr.phil. StudentInnen - Voll- und teilzeitbeschäftigtes Lehrpersonal: 9+2, Externe Lehrende und gelegentlich Lehrende mit Habilitation (oder Äquivalent): 33, Sonstiges Personal: 9 (administrativ und technisches Personal), 30 (ProjektmitarbeiterInnen)
- Gesamtzahl der Studierenden (inl.): 287, (ausl.): 52
- weiblich (inl.): 157, (ausl.): 27
- männlich (inl.): 130, (ausl.): 25