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Peter Jablonka verstorben
- Ariadne
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01 Aug 2019 23:38 #1
von Ariadne
Peter Jablonka verstorben wurde erstellt von Ariadne
Nachruf auf Dr. Peter Jablonka
Mit großer Bestürzung haben wir die Nachricht vom Tod unseres geschätzten Kollegen und Freundes im Tübinger Troia-Projekt Dr. Peter Jablonka erfahren. Er war von Beginn als Mitarbeiter in Manfred Korfmanns Team an den archäologischen Forschungen in der Troasebene beteiligt. Er gehörte zur absoluten Kernmannschaft des Troia-Projektes und stand über viele Jahre hinweg allen Mitarbeitern im Gelände und im Grabungshaus dank seines Wissen und seiner Erfahrung stets mit gutem Rat zur Seite. Abends trug er mit viel Humor und Intelligenz zum sozialen Leben des Teams und zur guten Stimmung wesentlich bei. Mit seinem konstruktiv-kritischen Denken hatte er immer sehr positiven Einfluss auf den Verlauf der Troia-Forschung. Seine Kompetenzen reichten von homerischen Fragen über knifflige stratigraphische Probleme bis hin zu modernen Theorien der Archäologie. Wir verlieren nicht nur einen liebenswerten Menschen sondern auch eine wesentliche Säule des Troia-Projektes.
Peter Jablonka studierte an der Universität Wien Ur- und Frühgeschichte sowie Klassische Archäologie und schloss 1992 mit einer Dissertation über „Die Siedlung auf der Gurina im Oberen Gailtal (Kärnten)“ ab. Aber bereits 1983 arbeitete er bei den Ausgrabungen und Feldforschungen am Beşik-Tepe, dem vermuteten "Hafen von Troia", unter Manfred Korfmann mit. An den Ausgrabungen seit 1988 in Troia selbst war er von Beginn an beteiligt und avancierte bald zu einer zentralen Anlaufstelle für den Einsatz der damals noch nicht etablierten Computertechnik in der Feldarchäologie. Sein glänzendes Gesellenstück war sicher die Aufdeckung des Grabens, der die Unterstadt von Troia umgab, und die Freilegung einer Toranlage im Süden der Zitadelle. Die Fortsetzung des Verlaufs dieses Grabens begleitete er mit Energie bis zur letzten Kampagne unter Tübinger Leitung im Jahr 2012. Dadurch konnte dieser als Umfassungsgraben und damit als Verteidigungsanlage gesichert werden. Peter Jablonka setzte sich für die Entwicklung und Optimierung von archäologischen Surveymethoden ein, die er auch selbst in mehreren Kampagnen erfolgreich einsetzte und dadurch eine Häufung von Keramikfunden innerhalb des vom Graben begrenzten Geländes belegen konnte; ein weiterer Hinweis auf eine durchgehend besiedelte Unterstadt, deren Fläche nunmehr auf ca. 35 ha geschätzt werden kann. Hierbei kam ihm auch zugute, dass er sich früh für den Einsatz modernster Meßtechniken einsetzte und ein umfassendes Geographisches Informationssystem (GIS) für die Grabungen in Troia aufbaute.
Zudem war Peter Jablonka Fachmann für archäologische Fachinformatik und war Mitbegründer des Troia VR-Projekts, das Troia in virtueller Form rekonstruierte und zu einer multimedialen, interaktiven Archivierungslösung der Ausgrabungen in Troia hinführen sollte. Dementsprechend war er schwerpunktmäßig mit der digitalen Archivierung des Troia-Projekts betraut.
Das Troia-Team arbeitet an einer abschließenden Veröffentlichung der Ausgrabungsergebnisse in Troia in der von Manfred Korfmann begründeten Reihe "Studia Troica", deren Mitherausgeber er war. Peter Jablonka hat während der letzten Jahre intensiv an seinem Beitrag über die Unterstadt für diese Publikation gearbeitet. Er hat diese Aufgabe als seine Pflicht gesehen und wollte es unbedingt zu Ende bringen. Wir werden seinen Rat, seine Expertise und sein kritisches Denken schmerzlich vermissen.
Auch im Institut für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters der Universität Tübingen wird er eine spürbare Lücke hinterlassen. Er hat dort in der Lehre ein sehr breites Themenspektrum vertreten, von der Archäologie der Bronzezeit in Westanatolien, über Feldarchäologie, archäologische Theorien bis zur Anwendung Geographischer Informationssysteme. Sowohl als Ausbilder als auch Kollege zeigte er stets große Hilfsbereitschaft und begleitete sowohl studentische Lernfortschritte als auch Diskussionen im Institut mit freundlichem konstruktivem Rat.
Tübingen, den 26.07.2019
Institut für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters
Eberhard Karls Universität Tübingen
Schloss - Burgsteige 11
72070 Tübingen
Germany
Quelle:
uni-tuebingen.de/fakultaeten/philosophis...4q2MZxTUjPTxwkzV6u7Q
Mit großer Bestürzung haben wir die Nachricht vom Tod unseres geschätzten Kollegen und Freundes im Tübinger Troia-Projekt Dr. Peter Jablonka erfahren. Er war von Beginn als Mitarbeiter in Manfred Korfmanns Team an den archäologischen Forschungen in der Troasebene beteiligt. Er gehörte zur absoluten Kernmannschaft des Troia-Projektes und stand über viele Jahre hinweg allen Mitarbeitern im Gelände und im Grabungshaus dank seines Wissen und seiner Erfahrung stets mit gutem Rat zur Seite. Abends trug er mit viel Humor und Intelligenz zum sozialen Leben des Teams und zur guten Stimmung wesentlich bei. Mit seinem konstruktiv-kritischen Denken hatte er immer sehr positiven Einfluss auf den Verlauf der Troia-Forschung. Seine Kompetenzen reichten von homerischen Fragen über knifflige stratigraphische Probleme bis hin zu modernen Theorien der Archäologie. Wir verlieren nicht nur einen liebenswerten Menschen sondern auch eine wesentliche Säule des Troia-Projektes.
Peter Jablonka studierte an der Universität Wien Ur- und Frühgeschichte sowie Klassische Archäologie und schloss 1992 mit einer Dissertation über „Die Siedlung auf der Gurina im Oberen Gailtal (Kärnten)“ ab. Aber bereits 1983 arbeitete er bei den Ausgrabungen und Feldforschungen am Beşik-Tepe, dem vermuteten "Hafen von Troia", unter Manfred Korfmann mit. An den Ausgrabungen seit 1988 in Troia selbst war er von Beginn an beteiligt und avancierte bald zu einer zentralen Anlaufstelle für den Einsatz der damals noch nicht etablierten Computertechnik in der Feldarchäologie. Sein glänzendes Gesellenstück war sicher die Aufdeckung des Grabens, der die Unterstadt von Troia umgab, und die Freilegung einer Toranlage im Süden der Zitadelle. Die Fortsetzung des Verlaufs dieses Grabens begleitete er mit Energie bis zur letzten Kampagne unter Tübinger Leitung im Jahr 2012. Dadurch konnte dieser als Umfassungsgraben und damit als Verteidigungsanlage gesichert werden. Peter Jablonka setzte sich für die Entwicklung und Optimierung von archäologischen Surveymethoden ein, die er auch selbst in mehreren Kampagnen erfolgreich einsetzte und dadurch eine Häufung von Keramikfunden innerhalb des vom Graben begrenzten Geländes belegen konnte; ein weiterer Hinweis auf eine durchgehend besiedelte Unterstadt, deren Fläche nunmehr auf ca. 35 ha geschätzt werden kann. Hierbei kam ihm auch zugute, dass er sich früh für den Einsatz modernster Meßtechniken einsetzte und ein umfassendes Geographisches Informationssystem (GIS) für die Grabungen in Troia aufbaute.
Zudem war Peter Jablonka Fachmann für archäologische Fachinformatik und war Mitbegründer des Troia VR-Projekts, das Troia in virtueller Form rekonstruierte und zu einer multimedialen, interaktiven Archivierungslösung der Ausgrabungen in Troia hinführen sollte. Dementsprechend war er schwerpunktmäßig mit der digitalen Archivierung des Troia-Projekts betraut.
Das Troia-Team arbeitet an einer abschließenden Veröffentlichung der Ausgrabungsergebnisse in Troia in der von Manfred Korfmann begründeten Reihe "Studia Troica", deren Mitherausgeber er war. Peter Jablonka hat während der letzten Jahre intensiv an seinem Beitrag über die Unterstadt für diese Publikation gearbeitet. Er hat diese Aufgabe als seine Pflicht gesehen und wollte es unbedingt zu Ende bringen. Wir werden seinen Rat, seine Expertise und sein kritisches Denken schmerzlich vermissen.
Auch im Institut für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters der Universität Tübingen wird er eine spürbare Lücke hinterlassen. Er hat dort in der Lehre ein sehr breites Themenspektrum vertreten, von der Archäologie der Bronzezeit in Westanatolien, über Feldarchäologie, archäologische Theorien bis zur Anwendung Geographischer Informationssysteme. Sowohl als Ausbilder als auch Kollege zeigte er stets große Hilfsbereitschaft und begleitete sowohl studentische Lernfortschritte als auch Diskussionen im Institut mit freundlichem konstruktivem Rat.
Tübingen, den 26.07.2019
Institut für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters
Eberhard Karls Universität Tübingen
Schloss - Burgsteige 11
72070 Tübingen
Germany
Quelle:
uni-tuebingen.de/fakultaeten/philosophis...4q2MZxTUjPTxwkzV6u7Q
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